Page 11 - weihnachtskurier_2023
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Johann Rudolf Schinz:
Pfarrer für Uitikon und Ringlikon von 1778 bis 1790
Sonja Furger
Aufklärer, Patriot, Bauernfreund, Landes- und Volks- kundler – Johann Rudolf Schinz-Finsler (1745–1790)1 wurden nach einem nicht allzu langen Leben viele Zu- schreibungen zuteil. Aufgewachsen im spätabsolutisti- schen Zürich als Spross eines alteingesessenen Bürgerge- schlechts, durchlief er eine standesgemässe Ausbildung, die ihn jedoch weniger für die Studierstube, sondern viel- mehr für das Beobachten von Natur und Volksleben, sei es auf dem Acker oder auf zahllosen Reisen, begeisterte. In Briefen, Reiseberichten, Referaten vor den gelehrten Zür- cher Gesellschaften und in einem zwanzig Jahre lang ge- führten Tagebuch hielt der 1766 ordinierte Theologe fest, was er gesehen, erforscht und über Mittelsmänner erfah- ren hatte. Als er 1778 das Pfarramt für die beiden Dörfer Uitikon und Ringlikon zugeteilt erhielt, das er vom städ- tischen Wohnsitz an den Unteren Zäunen aus versehen konnte, verschaffte ihm dies den Freiraum, seine Auf- zeichnungen zu ordnen und einiges daraus zu publizieren. Diese Schriften und das leider nur noch rudimentär über- lieferte Tagebuch ermöglichen Einblick in Verhältnisse, wie sie damals im ausgehenden Ancien Régime in der Schweiz herrschten; sie haben deshalb vielfach Eingang in historische und volkskundliche Darstellungen über jene Epoche gefunden.
Noch basierte gegen Ende des 18. Jahrhundert die stän- disch-korporative Ordnung des Zürcher Stadtstaates auf mittelalterlichen Institutionen wie dem Lehensrecht und
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