Page 30 - weihnachtskurier_2023
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lautete Schinz’ pädagogisch-patriotisches Reiseprogramm. Die teils zu Fuss, teils zu Schiff unternommene Reise führte die Gesellschaft in zehn Wochen durch Deutschschweizer Städte, entlang des Jurabogens in die Romandie bis an den Genfersee, ins Wallis, über die Gemmi ins Berner Ober- land und in die Innerschweiz, auf die Gotthard-Passhöhe, über den Oberalppass und die Surselva ins Glarnerland, dem Rhein entlang nach Rorschach, ins Appenzellerland, nach St. Gallen, Konstanz und schliesslich über Schaffhau- sen und Winterthur zurück nach Zürich.
In Einklang mit dem Bildungsziel der Reise suchte man die Begegnung mit Repräsentanten der lokalen Bürger- schaft, liess sich die Besonderheiten des Staatsaufbaus er- klären und wenn immer möglich die Sehenswürdigkeiten vor Ort zeigen. Man besuchte industrielle Einrichtungen und freute sich über schöne Aussichten und gelungene Abende in geselligem Kreis. Schinz widmete das Reiseta- gebuch nach der Heimkehr seinen Begleitern – ein teils recht freimütiger Text, der erst viel später auszugsweise veröffentlicht werden sollte.
«Wer noch nicht überzeugt ist, dass die Fabriken, wenn sie das Landvolk zu stark beschäftigen, dem Feldbau nachteilig seien, der gehe vom Hard nach Altstetten und sehe, [wie] die besten und von Natur fruchtbaren Kornäcker und das Brot, so der Land­ mann im Schweisse des Angesichts daraus ziehen könnte, dem Geld, so er als Wochenlöhner des gebiete­ rischen Stadtbürgers Tag für Tag zu gewinnen hineilt, nachgesetzt wird. Die Saaten sind verlassen, das Korn ist mager, es sieht traurig den Scharen nach, die alltäg­ lich bei ihm vorbei heraus aus der freien Luft den finsteren Seidenmühlen, [den Stuben zur Wollverar­ beitung], dem Handelshause zu drängen.»48
Wie schon im Bericht über Schinzens erste Wanderung von 1763 widerspiegeln die Aufzeichnungen die physio-






























































































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