Page 40 - weihnachtskurier_2023
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So blieb viel Zeit für Nebenbeschäftigung: Noch im sel- ben Jahr übernahm Pfarrer Schinz die Redaktion einer Monatszeitschrift, die über verschiedenste Ereignisse aus der ganzen Eidgenossenschaft berichtete und die Pflege eines entsprechenden Korrespondentennetzes erforder- te.72 In etlichen Ausgaben war er auch als Autor vertreten, so berichtete er in einem langen Artikel über das Unwet- ter, das am Abend des 8. Juli 1778 über Küsnacht und den Pfannenstil hereingebrochen war. Anhand meteorologi- scher Beobachtungen und detaillierten Ortsbeschreibun- gen analysierte er mit wissenschaftlicher Akribie Hergang und Folgen der Flutwelle, die vom Küsnachter Tobel her- abstürzend das Dorf mit voller Wucht getroffen, immense Zerstörung angerichtet und über sechzig Menschen den Tod gebracht hatte.73 Frei von jeglicher theologisch-meta- physischen Deutung schliesst der Bericht mit der Auffor- derung, in christlicher Nächstenliebe der von der Katast- rophe schwer getroffenen Gemeinde grösstmögliche Hilfe zukommen zu lassen. Und als im Januar 1783 der Tod Jo- hann Jakob Bodmers zu beklagen war, verfasste Schinz für die Monatlichen Nachrichten eine ausführliche Würdi- gung des verehrten Lehrers.74 Von den grösseren publizis- tischen Projekten, die für die kommenden Jahre geplant waren, sollte der vielseitig Beanspruchte jedoch nur eines realisieren können: Zwischen 1783 und 1787 erschienen fünf Hefte der Beyträge zur nähern Kenntniss des Schwei zerlandes, worin er seine Beobachtungen aus dem Tessiner Aufenthalt aufbereitete und damit eines der ersten umfas- senden, volks- und landeskundlichen Werke über die Süd- schweiz schuf.75
Neben Pfarrdienst, Tagebuch und umfangreicher Korres- pondenz absorbierte Schinzens Mitarbeit in der NGZ wohl am meisten Zeit. Zehn Jahre, nachdem der «Bod- mer-Jüngling» und «politische Patriot» für sein eigen- williges Vorgehen gegen den Dättliker Pfarrer von der Obrigkeit gerügt worden war (siehe weiter oben, S. 21f.),
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