Page 41 - weihnachtskurier_2023
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war er im Lager der gemässigten Reformer angekommen: Ab 1775 zählte er zu den Mitgliedern der NGZ, der in- zwischen viele Ratsherren und Magistraten angehörten; 1778 übernahm er die zeitraubende Funktion des NGZ- Sekretärs, die er bis ans Lebensende beibehalten sollte.76 Bald schon gehörte er zu den aktivsten Mitgliedern der Ökonomischen Kommission (öK).77 Hier fand er ein Wirkungsfeld, das seinen landwirtschaftlichen Interessen entsprach, wo er seine Fähigkeiten einbringen und hin und wieder auch seiner Reiselust frönen konnte. So war er im Zusammenhang mit der von der öK intendierten sta- tistisch-topografischen Erfassung der Zürcher Landge- meinden 1777 im Tösstal und im Oberland unterwegs.78 Das in den sogenannten Gemeinde-Tabellen zusammen- getragene Datenmaterial diente der öK dazu, die zahlrei- chen Projektideen zur Steigerung der landwirtschaftli- chen Produktivität den jeweiligen lokalen Gegebenheiten anzupassen. Hierzu wurden Bauerngespräche veranstaltet und alljährlich Preisausschreiben zu Agrarfragen ange- setzt, die so gewonnenen Erkenntnisse wiederum in An- leitungen unter die Landbevölkerung gebracht.79 Wegen seiner praktischen Erfahrung kam Pfarrer Schinz im un- gleichen Verhältnis zwischen reformwilligen städtischen Herren und traditionalistisch gesinnten bäuerlichen Un- tertanen eine wichtige Rolle als Moderator und Multipli- kator zu.
Auf einer rein technischen Ebene blieben die vielfältigen Anregungen der öK nicht folgenlos, doch dort, wo ihre Reformbestrebungen die überlieferten Rechte der dörfli- chen Flurordnung allzu sehr bedrohten, war ihr kurzfris- tig wenig Erfolg beschieden. Zu unterschiedlich waren die Interessen von staatlichen und privaten Lehnsherren, Grossbauern und Landarmen auf dem Dorf, als dass sich die zentralen Ideen – Aufteilung der Allmend, Aufhe- bung des dörflichen Weidegangs und Flurzwangs, Be- pflanzung der Brache mit Kunstfutterarten (Klee, Espar-
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