Page 18 - weihnachtskurier_2023
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 Bericht über Pfarrer Schinz’ Wirken in Uitikon
«... 1778 wurde er Pfarrer nach Uitikon. Er fasste sogleich eine grosse Liebe zu seiner kleinen Gemeinde, die eine der gesittetsten im Lande ist, welches er vor- nehmlich dem zuschrieb, dass da weder eigentliche Armut noch grosser Reich- tum herrschte, auch kein Wirtshaus im Dorf oder in dessen Nähe war.
Er hätte gerne seine Gemeinde noch glücklicher gemacht und liess es an sei- nem Eifer und seiner Tätigkeit dabei nicht fehlen. Aber er fand dabei mehr Hindernisse, als er sich vorgestellt: Diese Leute hatten gar kein Bedürfnis nach Vervollkommnung; sie befanden sich gut bei ihrer beschränkten Wissenschaft und fürchteten sich vor allen Neuerun- gen, nicht nur indem, was die Veredelung der Seele und des Geistes, sondern auch, was die Beförderung ihres zeitlichen Wohlstandes betraf.
Unser Freund gab sich zum Beispiel lange Zeit alle ersinnliche Mühe, den Kleeanbau einzuführen; aber alle Vor- stellungen waren vergebens; es hätte kei- ner einen Versuch damit gemacht. Jeder scheute die Vorwürfe des andern, bis endlich an einer Versammlung ihr Pfar- rer 100 Gulden vor ihnen auf den Tisch legte und sagte, etliche sollten doch den Versuch machen, Klee nach seiner An- weisung zu pflanzen, und wenn sie nicht so viel aus dem Stück Land zögen, als sie
aus ihrer gewohnten Pflanzung ziehen würden, sollten sie sich nach Verhältnis ihres Schadens von diesem Geld bezahlt machen. Dies gelang: Der Kleeanbau ward eingeführt und nicht nur durch die grösseren Ankenstöcke, die sie ihm dar- auf brachten, sondern mit wahrem Her- zensdank gaben sie ihm Beweise ihrer Zufriedenheit, dass er sie zu ihrem eige- nen Besten fast gezwungen hätte. Nicht nur mehrte dies ihr Zutrauen zu seinem Rat in zeitlichen, sondern auch in geistli- chen Sachen, weil sie sahen, dass seine Lehren gut waren und er es herzlich wohl mit ihnen meinte.
Auf die Jugend war vornehmlich sein Auge gerichtet. Durch sie, fand er, müsste und könnte der gute Samen, den er aus- streute, emporwachsen. Er suchte daher ihre Herzen zu gewinnen, teils durch seinen natürlichen Freundes- und Vater- ton, teils durch Freude machen, indem er zuweilen mit einer Schar junger Knaben auf den Üetliberg zog, ihrem Leib und Geist Nahrung gab, sie durch sein Fern- glas sehen liess und dergleichen, teils durch Geschenke, die er bei den Schul- examen allen Kindern im Verhältnis ih- res Fleisses und ihrer Sittlichkeit aus- teilte.
Um den Grund zur Aufklärung in seiner Gemeinde zu legen, hielt er am Anfang an den Sonntagabenden eine Zusam-
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