Page 20 - weihnachtskurier_2023
P. 20

der Landwirtschaft und die Erfahrungen, die es bei der alltäglichen praktischen Arbeit draussen auf dem Feld zu machen galt:
«Mit einem Landmann, einer Art Kleinjogg, ohne dessen Rat oder Beifall er nichts unternahm, ging er früh bei Tagesanbruch, ohne Scheu vor Tau und Re­ gen, Hitze oder Kälte, zu seinen Arbeitern auf die Güter, half da die vorgenommenen Verbesserungen anordnen und mit ausführen – übte sich da, die Hin­ dernisse, welche alte Knechte, die sich an nichts Neues gewöhnen wollten, in den Weg legten, zu besiegen und mit seinen guten Absichten durchzudringen.
Sie waren die ersten, die in diesen Gegenden das Öff­ nen der Gräben in Gang brachten, die Torfasche aus der Stadt auf ihre Wiesen führen liessen, überhaupt die, welche die Landwirtschaft daselbst auf eine höhere Stufe erhoben.»22
Angeleitet von einem innovationsfreudigen Landwirt er- lernte Schinz das Handwerk des Bauern, er pachtete Land und experimentierte darauf mit verschiedenen Saaten und Anbaumethoden, er machte sich vertraut mit dem bäuerli- chen Vokabular und erhielt Einblick in die dörfliche Le- benswelt und Mentalität. Dass er sich mit der Landbevöl- kerung auf Augenhöhe zu verständigen lernte, war für sein zukünftiges Wirken als Mitglied der Ökonomischen Kommission und wohl auch als Pfarrherr von grösster Bedeutung.
Wenn immer möglich erkundete er zu Fuss die nähere und weitere Umgebung. Bereits im Sommer 1763 unter- nahm er zusammen mit vier Studienkollegen eine erste Schweizerreise und überquerte mehrere Alpenpässe.23 Spätestens 1769, als Jakob Guyer bei Rümlang den Kat- zenrütihof übernehmen konnte, wird er persönliche Be- kanntschaft mit Kleinjogg, dem Musterbauern, geschlos- sen haben.
18





























































































   18   19   20   21   22